Eine vertrauenswürdige Lieferkette im industriellen Kontext
Das Ersatzteil- und Servicegeschäft stellt ein wichtiges Standbein im Maschinen- und Anlagenbau dar. Neben modernisierten Absatzkanälen (ERP-Direktanbindungen oder Online-Shops) mehren sich in den letzten Jahren auch solche Angebote, welche die gesamte Geschäftsbeziehung zwischen Anbieter und Kunde neu denken (pay-per-X).
Trotz der sich rasant entwickelnden Möglichkeiten zur Datengewinnung und -verarbeitung beschränken sich Innovationen in diesem Segment zumeist auf die Gestaltung der wirtschaftlichen Beziehung.
Im Forschungsprojekt Cosmic-X legt die Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH (SW) daher den Fokus auf technischen Fortschritt und untersucht die Möglichkeiten einer automatisierten, vertrauenswürdigen Lieferkette. Diese setzt sich aus zwei wesentlichen Aspekten zusammen:
- Algorithmische Bewertung der Restlebenszeit von Maschinenkomponenten
Ein modernes Bearbeitungszentrum beruht neben einer ausgeklügelten Bauweise insbesondere auf einer leistungsfähigen Steuerungseinheit, welche mithilfe von zahlreichen Sensoren die Präzision einzelner Bearbeitungsschritte gewährleistet. Einige Komponenten sind dabei besonders verschleißrelevant, weil sie z.B. konstant in Bewegung sind. Hier gab es in den letzten Jahren der Forschung erste Fortschritte, Verschleißanzeichen nicht nur algorithmisch zu bewerten, sondern auch das Erreichen der Verschleiß- bzw. Ausfallgrenze prädiktiv zu berechnen. Diese frühen Ergebnisse sollen mit Realdaten validiert und an weiteren Komponenten für einen produktiven Betrieb erprobt werden. - Abbildung einer automatisierten Lieferkette für Ersatzteile
Die Gestaltung der Ersatzteilversorgung hängt in der Regel von individuellen Vereinbarungen zwischen Hersteller und Kunde ab – von Ersatzteilpaketen über Konsignationslager bis zu Full-Service-Verträgen existieren verschiedenste Ausprägungsstufen. Nicht selten ist der Anteil an manuell gesteuerten Geschäftsprozessen allerdings so hoch, dass es etwa zu Unstimmigkeiten bei der Identifikation des benötigten Ersatzteils kommen kann. Nicht zuletzt hängt der Zeitpunkt der tatsächlichen Bestellung in erster Linie vom Ermessen des bestellenden Unternehmens ab; weniger vom „tatsächlichen“ Verschleißzustand des zu ersetzenden Teils. Der hohe Anteil an repetitiven Tätigkeiten in diesem Kontext bietet sich für eine Automatisierung an, sollte jedoch maximale Transparenz für alle Beteiligten aufweisen. All diese Faktoren sprechen für eine Umsetzung per Blockchain (bzw. der Asset Administration Shell bei besonders wertvollen Komponenten) – was den zweiten Kernaspekt der Forschungsarbeit beschreibt.
Diese beiden Forschungsstränge sollen letztlich zusammengeführt werden: Von der Berechnung des Ausfallzeitpunkts einer Komponente, welche ab einer bestimmten Grenze den automatisierten und vorab definierten Bestellprozess auslöst und abwickelt.